Friesischer Winter
– lange Nächte im Norden

Habt ihr schon mal was vom Julbaum gehört? Im Föhrer friesisch nennen wir ihn auch Kenkenbuum. Diese Tradition entstand quasi aus der Not heraus, da es auf der Insel kaum Tannen gibt. Doch genauso, wie der Weihnachtsbaum auf dem Festland, symbolisiert auch der begrünte Julbaum die Hoffnung, dass auf den Winter der Frühling folgt.
Es ist eine hölzerne Version des euch bekannten Tannenbaums. Ihr könnt ihn euch so vorstellen: ein Holzgestell, das mit immergrünen Zweigen aus Buchsbaum oder Efeu, Figuren und vier Kerzen geschmückt wird. Die Kenkentjüch – die Figuren – symbolisieren Adam und Eva, ein Schwein, eine Kuh, ein Pferd und einen Hahn. Aber auch ein Fisch und Segelschiff dürfen an der Küste nicht fehlen.
Eiergrog trinken wir das ganze Jahr über, in winterlicher Atmosphäre jedoch noch lieber. Er ist besonders süß und süffig. In der Weihnachtszeit ist eine Glögg sehr beliebt. Der skandinavische Glögg besteht aus Rotwein und Korn bzw. Wodka sowie typischen weihnachtlichen Gewürzen.

Schon mal was vom Rummelpott gehört?

Der beliebte Rummelpott geht auf eine lange Tradition im Norden Schleswig-Holsteins und im Süden Dänemarks zurück. Der Begriff stammt aus dem Niederdeutschen „rummeln“ was so viel wie „poltern“ heißt, und bezeichnete früher einen Topf,

der mit einer Schweinsblase überzogen war und mit dem man mittels eines Stocks sehr viel Krach machte.  In den Rauhnächten sollten damit die Geister vertrieben werden. Man sagt, in diesen Nächten steht die Welt der Geister offen. Heute geht es eher fröhlich an Silvester zu. Zum Beispiel, wenn es beim Rummelpottlaufen laut hergeht. Die Kinder sind bunt gekleidet und haben einen Topf, eine Tasche oder Körbe in der Hand. In Gruppen gehen sie von Haus zu Haus und singen lustige Lieder um die Bewohner aus dem Haus zu locken. Süßigkeiten, Obst und manchmal auch Geld gibt man den Kindern gerne mit. Wer nichts gibt, muss mit einem Spottlied rechnen. Aber auch Erwachsene laufen heute noch Rummelpott, diese haben es in der Regel aber eher auf ein Gläschen Schnaps abgesehen.

Neujahrsbaden gegen Katerstimmung

Wir starten mutig in das neue Jahr, mit einem erfrischenden Bad! An vielen Orten kann an Neujahr das eiskalte Vergnügen ausprobiert werden. Es weckt die müden Lebensgeister nach einer durchfeierten Nacht. Wahre Schwimmkünste sind hier allerdings nicht gefragt, es geht vielmehr darum, eine große Portion Überwindungskraft zu zeigen.

— Dagmar Fresenius

Text: © Dagmar Fresenius
Fotos: © Elsner / graphik-pool
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