mährle – Odyssee

eines Namens

Eine gute Idee ist die eine Sache, doch wie bekommt sie ihren Namen? Egal ob Kindernamen, Nicknames, der Titel einer Kurzgeschichte, oder eben der Name eines Unternehmens: Namensfindung ist schwer und mühselig.
Gefällt er mir denn auch in einem Jahr noch? Repräsentiert er das, für was wir stehen? Klingt er überhaupt angenehm? Fragen, die jeder, der sich selbst schon einmal in dieser Situation befunden hat, zu gut kennt. Uns ging es da nicht anders, und so brüteten wir viel zu lange über viel zu vielen Namenslisten, schoben Vokale hin und her und sprachen Wörter so oft aus, bis sie alle ein wenig merkwürdig klangen.

Das kann schon schnell mal zur Weißglut treiben. Eine auf den ersten Blick so simpel wirkende Aufgabe, die irgendwann zur Sisyphusarbeit wird. Naja, zumindest glaubt man das – bis der Name dann gefunden ist.

Vorstellungen darüber, was unser Name alles vermitteln soll, hatten wir früh!
Er sollte herzlich klingen, wir sind kein kühl kalkulierendes, gesichtsloses Unternehmen. Stolz darauf, anders zu sein, menschlich zu sein. Wir brauchten einen Namen, der greifbar und echt ist.

Gleichzeitig nicht zu verspielt, da wir uns letztlich mit der Wiederbelebung der deutschen Wollindustrie eine ernstzunehmende Aufgabe gestellt hatten. Der Name sollte die nordfriesische Vita einfangen, durch die alles überhaupt erst ins Rollen gebracht wurde. Klar, auf unserer Reise wurde uns schnell bewusst, dass die deutsche Schäferlandschaft noch viel mehr zu bieten hat als raue Brisen und lange Deichstrände. Aber trotzdem! Hier hatte alles begonnen und diesem Umstand wollten wir in unserer Corporate Identity einen besonderen Platz bescheren.

… nach den ersten von nordfriesischen Namen inspirierten Entwürfen, wurde uns aber schnell klar: Es darf nicht zu exklusiv wirken. Wir sind immerhin auch froh darüber, in ganz Deutschland aktiv zu sein und so viele tolle Kontakte geknüpft zu haben. Gar nicht so einfach! Bis es dann einfach passiert ist. „mährle“. Der Name Merle war einer der ersten Entwürfe in einer unserer vielen Listen; seine Bedeutung „das strahlende Meer“ und seine Verbreitung im Norden Deutschlands haben ihn für mich direkt zu einem heißen Kandidaten gemacht.

Eine Ode an die freie See, an die Natur und an das Lebensgefühl, das entlang der Nordseeküste herrscht. Gleichzeitig war es aber auch nur ein Vorname; nicht genug, um das auszudrücken, was wir sind. Nachdem er erst verworfen wurde, kehrten wir irgendwann zu ihm zurück und haben das Schaf in ihm entdeckt! Klar, „mäh“! Perfekt. Nicht zu ernst, mit einem Augenzwinkern und mit einem ä auch im internationalen Markt eindeutig als deutsch zu erkennen – genau das, was wir brauchen, immerhin wollen wir so vielen Menschen wie möglich zeigen, was Deutschland an Leidenschaft in Sachen Wolle zu bieten hat.

Die erste kritische Phase war damit überstanden, somit konnte direkt in die zweite kritische Phase übergegangen werden. „Gibt es diesen Namen schon?“ Nach ausgiebiger Recherche konnte uns letztlich aber doch ein Stein vom Herzen fallen: wir sind mährle. Und seitdem prägt dieser Name die Etiketten unserer Wolle und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, denke ich mir: ja, das sind wir.

— Dagmar Fresenius

Text: © Dagmar Fresenius
Fotos: © graphik-pool